Gifhorn. Der Trend ist alarmierend: In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der psychologischen Erkrankungen bei 18- bis 27-Jährigen verdoppelt. Das berichtet der sozialpsychiatrische Dienst. Ursachen seien unter anderem Leistungsdruck und fehlende Abgrenzungsmöglichkeiten.
"Viele Menschen werden mit Erkrankungen wie Depressionen oder Angsterkrankungen geradezu unsichtbar", erklärt Reinhold Bittner, Leiter des sozialpsychologischen Dienstes in Gifhorn. "Es ist natürlich unangenehm für die Betroffenen, wenn sie zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit depressiv geworden sind und dann dem Umfeld Rede und Antwort stehen müssen. Wir sind dann als Außenstehende wertungsfreier und für die Kranken ist es so einfacher, sich zu öffnen".
Erschwerend komme laut Bittner hinzu, dass es den jungen Menschen oft nicht gelingt, sich einen Rückzugsort zu (be-)schaffen. "Auf der einen Seite fehlt natürlich überall Wohnraum und wenn man arbeitslos ist, braucht man heute ja schon fast ein psychologisches Gutachten, damit das Amt einem eine eigene Wohnung zugesteht. Und es ist sehr problematisch, wenn man mit seinen Eltern in Konflikt steht und diesem nicht entkommen kann". Büttner weiter: "Gerade diese Altersspanne ist sehr wichtig für die psychologische Entwicklung. Alle Tendenzen in der Entwicklung festigen sich in diesem Alter - ob positiv oder negativ".
Besuche zu Hause möglich
Da es vielen Depressiven schwer fällt sich zu motivieren, sich Hilfe zu besorgen oder sie sich zu sehr schämen, bietet der sozialpsychologische Dienst neben Vorträgen auch Besuche daheim an. "Manchmal besteht die Betreuung unsererseits auch aus zehn Besuchen bei den Kranken, ohne dass sie bis dahin einen Psychologen sehen mussten. Wichtig ist, dass man in Kontakt kommt".
Am 15. März bietet der sozialpsychologische Dienst eine Informationsveranstaltung im Rittersaal des Schlosses an. Beginn ist um 16 Uhr.
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