Polizei sagt Cyberkriminellen und Einbrechern den Kampf an

von Bernd Dukiewitz


Michael Feistel gab Überblick über die Arbeit der Polizei Gifhorn. Foto: Bernd Dukiewitz
Michael Feistel gab Überblick über die Arbeit der Polizei Gifhorn. Foto: Bernd Dukiewitz | Foto: Bernd Dukiewitz

Gifhorn. regionalHeute.de traf sich mit der Polizei Gifhorn, um einen Blick auf das vergangene und das aktuelle Jahr zu werfen. Worauf liegt der Fokus, was lief besonders gut, wo sind Problemfelder? Wir fragten nach.


"Unser Hauptaugenmerk liegt ganz eindeutig auf den Wohnhauseinbrüchen", erklärt Uwe Ramme, Erster Kriminalhauptkommissar. "Auch wenn wir hier schon Fortschritte gemacht haben und die Quote etwas besser geworden ist, so ist es auch kein Geheimnis, das nicht all zu viele Delikte aufgeklärt werden können". Problematisch sei vor allem die geographische Lage Gifhorns. "Die Täter sind schnell auf der Autobahn und noch schneller über die Grenze verschwunden. Da kommen wir dann leider an unsere Ermittlungsgrenzen", so Ramme. Zu schaffen macht der Polizei dabei auch die schwere Personalsituation. "Wir können zwar Pläne machen und tolle Ideen haben, wie wir den Einbrecher zu Leibe rücken können, aber wenn uns das Personal fehlt, dann ist das alles Makulatur", berichtet Ramme.

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Uwe Ramme, Polizei Gifhorn, Erster Polizeihauptkommisar. Foto: Bernd Dukiewitz



Ein weiteres Problemfeld ist der Online-Betrug. "Viele der Straftaten werden aus Scham erst gar nicht angezeigt. Wenn ein Server dann auch noch im Ausland steht, dann können wir an dieser Stelle auch nicht mehr weiter ermitteln, weil viele ausländische Behörden nicht oder nur sehr langsam kooperieren", erklärt Michael Feistel, Polizeidirektor der Dienststelle Gifhorn. "Befinden sich die Täter aber in Deutschland, erwischen wir sie auch oft. Auch wenn der Polizei oft vorgeworfen wird, dass sie bei Online-Fragen immer hinterherhinkt, sind wir sehr bemüht, zumindest auf Augenhöhe mit den Betrügern zu kommen".

Steigende Professionalisierung lässt Polizei oftmals staunen


Gerade bei Fahrzeugdiebstählen nimmt die Polizei eine steigende Professionalisierung wahr, die die Ordnungshüter oftmals zum Staunen bringt: "Man merkt, dass da viel technischen Know-How vorhanden ist und selbst "diebstahlsichere" Fahrzeuge stellen oftmals kein Problem dar. Die Diebe haben oftmals schon Hackersoftware, da sind die Autos gerade erst frisch auf dem Markt", erklärt Feistel. "Das macht es natürlich für uns nicht einfacher, wenn die Täter so schnell arbeiten". Eine steigende Gewaltbereitschaft konnte Feistel zumindest bei den Diebesbanden aus Osteuropa nicht feststellen. "Oftmals sind das ja auch nur sehr kleine Rädchen in einem großen System, die wir erwischen. Da gibt es dann an sich eher weniger Widerstand". Das lässt sich aber nicht pauschalisieren für alle Gesetzesbrecher: "Was wir allerdings schon feststellen ist eine zunehmende Gewaltbereitschaft bei Trunkenheits- und Drogendelikten. Wir nehmen auch wahr, dass immer weniger Respekt und Wertschätzung gegenüber der Polizei existiert".

Anstieg des kleinen Waffenschein auch für Polizei nicht unproblematisch


Die Polizei muss sich gerade in jüngster Vergangenheit immer öfter mit dem Terrorismus und seinen Folgen beschäftigen. Dazu gehört nicht nur das Überprüfen von Bundesbehörden-Hinweisen oder das Sichern von Großveranstaltungen, sondern auch die Angst der Bürger. "Die Zunahme der kleinen Waffenscheine ist schon besorgniserregend und macht die Arbeit für uns nicht leichter. Im Krisenfall muss ein Beamter dann in Sekundenbruchteilen entscheiden, ob er selbst zur Waffe greifen muss, weil er sich einer echten Waffe gegenüber sieht oder doch nur einer Schreckschusspistole. Das lässt sich nicht so einfach unterscheiden", berichtet Feistel. "Daher sind unsere Kollegen auch mit schuss- und stichsicheren Westen ausgerüstet um die bestmögliche Eigensicherung zu gewährleisten". Amerikanische Verhältnisse könne die Polizei zwar für die Zukunft nicht ausschließen, "aber davon sind wir momentan noch sehr weit entfernt", erklärt Thomas Reuter, Sprecher der Polizei Gifhorn. "Unsere Beamten gehen immer zu zweit auf Streife und wir müssen noch nicht bei jedem Bürger damit rechnen, dass er bewaffnet ist".

Rauschgiftermittlungen und Einbrüche sind die Erfolgsstories 2016


Große Fortschritte machte die Polizei in Gifhorn bei der Bekämpfung von Rauschmitteldelikten und bei der Aufklärung von Einbrüchen. "Gerade die Wohnungseinbrüche sind ein Evergreen-Thema. Auch wenn wir hier gute Erfolge vorweisen können, so bleibt unser Fokus hier bestehen", so Feistel. "Man muss ja nur mal sehen, wie schwer die Opfer durch einen Einbruch psychisch belastet werden. Das geht ja soweit, dass manche Menschen wegziehen, weil das Eindringen in ihre Privatsphäre nicht ertragen können".

Ebenfalls erfreulich verlief die Verkehrsunfallbekämpfung. Die Zahlen zu den Verbrechen veröffentlicht die Polizei am Mittwoch.

Personalmangel bleibt größtes Problem


Auf die Frage nach einem Wunsch, der der Polizei die Arbeit erleichtern würde, waren sich alle drei einig: "Mehr Personal". Besonders wenn in Zukunft noch Social Media-Teams dazukommen sollen, wird es schwierig werden. "Selbst wenn die Politik jetzt entscheidet, dass wir mehr Polizisten bekommen, dauert es im besten Fall drei Jahre, bis diese bei uns ankommen, eher fünf. Durch die Ausbildung und den Dienst bei der Bereitschaftspolizei kommt ja auch nicht jeder durch, so dass wir froh sein können, wenn wir am Ende ein, zwei neue Leute bekommen", zeigt sich Feistel wenig optimistisch.


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