Cornelia Rundt: Können nicht mehr verlangen, als wir selber leben


v.l. SPD-Landtagskandidat Philipp Raulfs, die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt und Pastoralreferent Martin Wrasmann diskutierten auf dem roten Sofa. Foto: SPD Gifhorn
v.l. SPD-Landtagskandidat Philipp Raulfs, die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt und Pastoralreferent Martin Wrasmann diskutierten auf dem roten Sofa. Foto: SPD Gifhorn

Gifhorn. Die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt zu Besuch in Gifhorn auf dem roten Sofa. Auf Einladung der Gifhorner Flüchtlingshilfe diskutierten am gestrigen Montag Martin Wrasmann, Cornelia Rundt und der SPD-Landtagskandidat Philipp Raulfs über das Thema Flucht, Migration und Integration.


Die Räumlichkeiten des Café Aller im Cardenap waren bis auf den letzten Stuhl gut besucht. Am vergangenen Montagabend wollten viele Akteure der Flüchtlingshilfe und Geflüchtete selbst vor allem eines wissen: Wie geht es weiter? Gleich zu Anfang machte Wrasmann deutlich, dass die eigentliche Herausforderung jetzt erst beginnen würde. Besonders strukturelle Probleme und Bearbeitungsstau bei den Behörden sorgen immer wieder Frust in der Flüchtlingshilfe. Trotz intensiver Bemühungen aller Beteiligten, erscheint der Integrationsprozess wie ein "Hamsterrad", ohne spürbaren Fortschritt für die Betroffenen selbst.

Dabei würde für viele der geflüchteten Menschen die dauerhafte Unsicherheit über den Aufenthaltsstatus integrationshemmend wirken. Dem konnte Frau Rundt nur beipflichten und verwies auf die komplexe Struktur, die hinter der Bearbeitung von Asylanträgen und Einwanderungsprozessen stecken. Hier entstehen Verzögerungen und Probleme, die aufgelöst werden müssten. Beispielsweise durch bundeseinheitliche Regelungen und ein Migrationsgesetz. Neben den Themen Kinderbetreuung bei Sprachkursen oder Anerkennung von ausländischen Qualifikationen wurden auch kulturelle Unterschiede und hiermit verbundene Probleme angesprochen. Die Sozialministerin machte deutlich, dass unsere Werte und Normen nur dann wirken können, wenn wir sie selber leben: zum Beispiel beim Thema Gleichstellung oder Familie.


Theoretische Lösungen, die sich nicht immer in der Praxis umsetzen lassen


Unter den Zuhörern befanden sich auch zwei Geflüchtete, die konkret das Kernproblem ansprachen: "Ich befinde mich im zweiten Lehrjahr als Altenpfleger und habe immer noch keine Anhörung im Asylverfahren gehabt. Wie geht es für mich weiter?", fragte beispielsweise der Ivorer Serge aus dem Publikum heraus. Frau Rundt verwies auf die "3 + 2"-Regelung, die geflüchteten Menschen in Ausbildung den Aufenthalt in Deutschland während der Ausbildung und einer Nachbeschäftigungspflicht garantiert. Gleichzeitig machte Rundt deutlich, dass es häufig theoretische Lösungen gibt, diese sich aber nicht immer in der Praxis umsetzen lassen. Martin Wrasmann verwies an der Stelle auf strukturelle Probleme der Kommunen und der Gesetzgebung. Es fehle an Personal, Geldern oder eindeutigen Regelungen und einer klaren Vorstellung, wie Integration gelingen kann.

Dass Integration gelingen kann, zeigen nicht zuletzt die vielen ehrenamtlichen Helfer. Hier waren sich alle einig, dass ohne Ehrenamt nichts funktionieren würde. Philipp Raulfs berichtete von seinem Feuerwehreinsatz im Camp Lessin 2015, wo "alle geholfen haben, schnell eine improvisierte Unterkunft herzurichten". Für Raulfs ist klar: "Wir müssen langfristige Lösungen anbieten und damit Klarheit für alle schaffen. Mit Übergangslösungen ist niemandem geholfen. Weder den Gifhornern, noch den Geflüchteten".


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